Das Ziel eines Einkreuzprojektes ist, die genetische Vielfalt, die in der geschlossenen Population einer Rasse stark eingeschränkt ist, zu erhöhen. Die Fortpflanzungsgemeinschaft der Kromfohrländer ist vergleichsweise klein und hat sich zudem aus lediglich drei Gründertieren entwickelt. Peter und Fiffi hatten zwischen 1947 und 1954 sieben Würfe miteinander, aus denen neun Hunde in das Zuchtbuch eingetragen wurden, drei davon hatten Nachkommen mit Zuchtbucheinträgen, gingen also in die Weiterzucht. Diese dürften über eine ausgesprochen hohe genetische Varianz verfügt haben, denn ihre Eltern lagen verwandtschaftlich wohl sehr weit auseinander, wie es bei Hunden unterschiedlicher Rassezusammensetzungen in aller Regel der Fall ist. Daneben verfügten sie über ein einheitliches Erscheinungsbild, welches die Grundlage für den ersten Rassestandard definierte. Wie unter "Der Kromfohrländer" und "Genetik" beschrieben gab es in den Folgegenerationen Abweichungen von diesem Standard, so dass es bereits frühzeitig zu Selektionen kam. Nur die „typischen“ Kromfohrländer kamen in die Weiterzucht, so dass sich die genetische Vielfalt immer weiter reduzierte. Die einzige „Auffrischung“ kam 1960 durch die stammbaumlose Foxterrierhündin Elfe hinzu. Seitdem wurde in einer geschlossenen Population gezüchtet, bis es 50 Jahre später zum ersten Einkreuzprojekt kam.
Noch heute (Stand 2024) werden Hunde in vielen Rassezuchtvereinen, auch bei den Kromfohrländern, aufgrund rein optischer Kriterien von der Zucht ausgeschlossen. Sei es, weil sie die "falsche" Farbe haben, welche mithilfe von Gentests sehr gut lenkbar ist. Oder weil sie nicht rauhaarig sind. Beides hat bekannterweise bereits bei der Entstehung unserer Rasse zu großen Verlusten in der Genvielfalt der ohnehin kleinen Population geführt. Das oft gehörte Argument, Mischverpaarungen zwischen rau und glatt führen zum Verlust der Rauhaarqualität, sollte mit heutigem Kenntnisstand der genetischen Grundlagen wohl längst überholt sein, zumal bereits die Gründerverpaarung eine solche Mischverpaarung war: Peter war rauhaarig, und von Fiffi bestätigt der Sohn von Ilse Schleifenbaum und Zeitzeuge Dr. Henrich Schleifenbaum, dass sie glatt-kurzhaarig war, ebenso schwarz-weiß. Weicheres, nicht trimmbares Fell kommt gleichermaßen bei rein rauhaarigen wie auch bei gemischten Verpaarungen vor. Wie es zu dem nicht rassetypisch fluffigen Fell kommt, ist ebenfalls bekannt, interessanterweise sind diese Hunde immer reinerbig rauhaarig. Mehr zu der Vererbung der Fellfarben und -struktur ist HIER zu finden. Prof. Dr. Achim Gruber empfiehlt in seinem 2023 erschienenen und vielbeachteten Buch "Geschundene Gefährten" explizit und nicht nur für unsere Kromfohrländer neben dem Einkreuzen von Fremdrassen solche Mischverpaarungen zur Vermeidung von zu naher Verwandtschaft unter den Elterntieren. Aus unseren Genanalysen wissen wir, dass rauhaarige Kromfohrländer in ihrer genetischen Verwandtschaft deutlich weiter von glatthaarigen Vertretern entfernt liegen als von Hunden ihrer eigenen Fellstruktur. Grundsätzlich und selbstverständlich sollte bei einer Verpaarung immer die Gesundheit der Nachkommen wichtiger sein als das äußere Erscheinungsbild oder gar Ausstellungserfolge.
Geringe genetische Varianz kann schwere gesundheitliche Folgen haben (weiteres dazu auch HIER). Frau Dr. Irene Sommerfeld-Stur hat das auf ihrer Internetseite und in ihrem Buch sehr anschaulich ausgeführt, hier in Auszügen:
Die Erhaltung der genetischen Varianz als eines der wichtigsten Ziele der modernen Hundezucht ist ein immer wieder gehörter und weitgehend akzeptierter Anspruch an aktuelle Zuchtstrategien. Die Umsetzung dieser Forderung ist aber gerade in den heutigen Rassepopulationen oft mit großen Schwierigkeiten verbunden und zum Teil gar nicht möglich, ohne mehr oder weniger weitgehende Einschränkungen bei anderen Zuchtzielen in Kauf zu nehmen. Sehr oft überwiegen daher bei individuellen züchterischen Entscheidungen die klassischen und bewährten Zuchtstrategien der Selektions- und Linienzucht. Die damit verbundene Reduktion der genetischen Varianz wird in Kauf genommen – sehr oft, weil die Vorteile der Erhaltung der genetischen Varianz nicht so klar und offensichtlich sind wie die Vorteile einer Paarung unter Aspekten der Selektionszucht.
Und fatalerweise ist es tatsächlich so, dass die Vorteile der Varianzerhaltung in erster Linie längerfristig die Population betreffen, während die Vorteile einer individuellen Selektions- oder Anpaarungsentscheidung sich direkt in der phänotypischen Qualität der Nachkommen ausdrücken. Und ebenso fatalerweise führen oft gerade züchterische Entscheidungen, die im Interesse der Gesundheit der Nachkommen liegen, zu einer Verschärfung der Situation der genetischen Vielfalt.
Das Problem ist, dass jede Form von Selektion bedeutet, dass bestimmte Tiere nicht zur Zucht verwendet werden, während dafür andere in verstärktem Ausmaß verwendet werden. Und das führt automatisch zu einer Zunahme der Homozygotie und damit zu einer Reduktion der genetischen Varianz in der Population. Auf welcher Basis eine Selektionsentscheidung getroffen wurde, ist dabei nebensächlich. Das heißt, dass sowohl die Bevorzugung eines bestimmten Rüden auf Grund seiner Ausstellungserfolge als auch der Zuchtausschluss eines anderen Rüden auf Grund eines ungünstigen HD- oder Augenbefundes grundsätzlich die gleichen Auswirkungen auf die genetische Vielfalt hat.
Damit liegt aber auch das Grundproblem moderner Rassepopulationen klar auf der Hand. Die meisten Rassen sind mit ein oder mehreren genetisch bedingten Gesundheitsproblemen in mehr oder weniger starkem Ausmaß belastet. Und in jeder Rasse gibt es dazu eine mehr oder weniger intensive Selektion auf Formwert-, Leistungs- und besonders in der letzten Zeit auch auf Wesensmerkmale.
Es entspricht also nahezu der Quadratur des Kreises, die Forderung nach Erhalt der genetischen Vielfalt mit den ebenfalls vielfältigen Selektionszuchtzielen unter einen Hut zu bringen. Die einzige Möglichkeit, dieses Problem halbwegs erfolgreich zu lösen, bietet die Erarbeitung rassespezifischer Zuchtstrategien, die die individuelle Situation der einzelnen Rassezuchtpopulationen berücksichtigen und dabei alle Möglichkeiten der modernen Genetik ausschöpfen. Eine Aufgabe jedenfalls, die ohne entsprechend qualifizierte Beratung für die Zuchtverbände kaum zu lösen ist.
Stellen Sie sich einmal einen Werkzeugkasten vor. Es ist ein spartanisch ausgestatteter Werkzeugkasten, Billigangebot von einem Billigdiscounter. Und dieser Werkzeugkasten enthält jedes Werkzeug nur in einer bestimmten Größe bzw. Form. Einen Schraubenzieher, einen Schraubenschlüssel, einen Hammer, eine Zange, Nägel und Schrauben nur in einer Größe. Klar, dass man mit so einem Werkzeugkasten nicht viel anfangen kann. Für kleinere Reparaturen, bzw. für Arbeiten, bei denen genau die vorhandenen Werkzeuge passend sind, mag er geeignet sein, aber für jede anspruchsvollere Arbeit ist er schlichtweg ungeeignet.
Und jetzt stellen Sie sich einen anderen Kasten vor. Der ist bestens ausgestattet. Enthält jedes Werkzeug in allen gängigen Größen und Varianten. Klar, dass man mit so einem Werkzeugkasten alle handwerklichen Arbeiten problemlos erledigen kann.
Zwischen dem ganz spartanisch ausgestatteten Kasten und dem Elitewerkzeugsortiment gibt es natürlich auch noch Zwischenstufen mit mehr oder weniger vollständiger Auswahl an Größen und Varianten. Aber klar ist: je größer die Auswahl an Werkzeugen unterschiedlicher Größe und Form, umso vielfältiger sind die Einsatzmöglichkeiten des Werkzeugkastens.
Und genau so sieht es mit der genetischen Ausstattung aus. Gene sind – vereinfacht betrachtet – nichts anderes als Aufbauanweisungen für Proteine verschiedenster Funktion, die praktisch diejenigen Werkzeuge darstellen, die der Organismus braucht, um zu funktionieren. Und je größer die Auswahl an diesen genkodierten Werkzeugen ist, umso besser funktioniert der Organismus unter den unterschiedlichsten Bedingungen. Spartanisch ausgestattete Organismen – das sind solche mit geringer genetischer Varianz, die zwar alle notwendigen Werkzeuge besitzen, aber jedes nur in einer ganz bestimmten Form oder Größe, können unter bestimmten Bedingungen durchaus funktionieren. Nämlich dann, wenn für die entsprechende Umwelt genau die richtigen und geeigneten Werkzeuge vorhanden sind. Ändert sich aber die Umwelt und damit die Anforderungen an die Werkzeuge, dann kommt es zu Funktionsstörungen – das Tier wird krank.
(...) Nehmen wir ein hypothetisches Beispiel: Ein Enzym, das für die Bereitstellung von Energie für die Arbeit der Muskulatur verantwortlich ist, kommt in zwei Varianten vor, die sich durch ihre Temperaturempfindlichkeit unterscheiden. Variante A funktioniert am besten in einem Körpertemperaturbereich zwischen 36,5°C und 38,2°C, Variante B hat ihr Umweltoptimum in einem Temperaturbereich zwischen 37,4°C und 39 °C. Beide Enzymvarianten verlieren an Aktivität, wenn die Körpertemperatur über bzw. unter ihren individuell optimalen Wirkungsbereich steigt bzw. sinkt. Bei einem Hund, der homozygot ist für die Variante A, wird das Enzym und damit die Energieversorgung der Muskulatur so lange funktionieren, wie seine Körpertemperatur nicht über 38,2°C steigt. Bei leichtem Fieber wird dieser Hund aber eine mehr oder weniger ausgeprägte Schwäche der Muskulatur zeigen. Ein Hund, der homozygot ist für die Variante B, wird hingegen bei einer Unterkühlung, die seine Körpertemperatur auf unter 37,4°C absenkt, mit Muskelschwäche reagieren. Die besten Karten hat ein heterozygoter Hund, der beide Varianten des Enzyms hat. Der wird sowohl bei etwas niedrigerer als auch bei etwas erhöhter Körpertemperatur seine volle Muskelkraft umsetzen können.(...)
Je größer die Vielfalt an Werkzeugen, die ein Organismus besitzt, umso besser kann er sich mit wechselnden Umweltbedingungen richtig auseinandersetzen. In der Praxis bedeutet das, dass ein Hund z.B. mit Futterumstellungen besser zurecht kommt, mit Infektionen besser fertig wird, aber auch Stress oder psychische Belastungen besser bewältigen kann.
Das, was für das Einzeltier gilt, gilt sinngemäß auch für eine Population. Je größer die genetische Vielfalt in einer Population ist, umso besser kommt eine Population mit Änderungen der Umwelt zurecht. Jede intensive Selektion auf lokal bzw. zeitlich aktuelle Umweltbedingungen führt hingegen zu Anpassungsproblemen, wenn sich diese Bedingungen einmal ändern.
Die Probleme, die sich aus dem fehlenden Anpassungsvermögen des Hundeorganismus an wechselnde Umweltbedingungen ergeben, sind heute schon Alltag in der tierärztlichen Praxis. So ist die teils erschreckende Zunahme an immunologischen Problemen verschiedenster Art sicher zumindest teilweise in kausalem Zusammenhang mit zunehmender genetischer Verarmung vieler Rassehundepopulationen zu sehen. Auch Fruchtbarkeitsstörungen und reduzierte Lebenserwartung sind genauso wie die ständig steigende Frequenz von genetischen Defekten als Folgen der genetischen Verarmung zu interpretieren.
Wie sieht nun die Lösung aus. Wie bei den meisten anderen züchterischen Problemen gibt es weder eine allgemeingültige noch eine Patentlösung. Der von manchen geforderte Weg des unkritischen Outcrosses bzw. der Verzicht auf jede Form von Selektion oder Linienzucht mag ein Ansatz sein, sicherlich aber nicht im Sinne einer Erhaltung der Rassehundezucht.
Will man die Rassehundezucht als solche erhalten, gilt es für jede Rassepopulation spezielle auf die jeweilige Populationssituation spezifisch zugeschnittene Lösungsansätze zu erarbeiten.
Es gibt eine Reihe von züchterischen Instrumenten, die in diesem Zusammenhang genutzt werden können. Dazu zählen klassische Instrumente wie die Berücksichtigung des Inzuchtkoeffizienten oder des Ahnenverlustkoeffizienten bei der Auswahl der Paarungspartner, Decklimitierung für Rüden, Vergrößerung der Zuchtpopulation durch Immigration aus anderen Populationen (wie unser Einkreuzprojekt), aber auch neuere Verfahren, die u.a. auch im Sinne der Erhaltung der genetischen Varianz genutzt werden können. Dazu zählen die Methoden der Zuchtwertschätzung, Selektion nach einem Selektionsindex, Einsatz molekulargenetischer Diagnoseverfahren oder die instrumentelle Samenübertragung (letzteres z.B. für Verpaarungen von Hunden mit sehr großer räumlicher Entfernung, bei denen eine nähere Verwandtschaft unwahrscheinlicher ist, oder auch nach dem Konservieren von Sperma über die Zeugungsfähigkeit des Deckrüden hinaus, wenn man noch genauere Erkenntnisse über seine Gesundheit im höheren Alter bzw. seine Lebensdauer haben kann).
Sinnvoll und überlegt eingesetzt bieten alle diese Zuchtmethoden die Möglichkeit, die genetische Varianz einer Population soweit wie möglich zu erhalten oder sogar zu erweitern, und das bei gleichzeitiger Berücksichtigung sonstiger rassespezifischer Zuchtziele.
(Dr. Irene Sommerfeld-Stur)
Einkreuzprojekt mit dem Dansk-Svensk Gårdshund (DSG) bei ProKromfohrländer e.V.
Einkreuzen in der Rassehundezucht bedeutet das Einbringen von rassefremden Hunden in eine bis dahin geschlossene Zuchtpopulation. Dafür ebenso wie für das spätere Rückkreuzen braucht es neben der Fremdrasse selbstverständlich reinrassige Vertreter der genetisch aufzufrischenden Gruppe. Selbst wenn wir uns immer wieder über von außerhalb des Vereins zu uns findenden Hunde freuen dürfen, deren Halterinnen sich mit unserem Projekt identifizieren können, mögen wir uns dennoch nicht von der Qualität der Rassehundezucht eines anderen Vereines abhängig machen. Aus diesem Grund züchten wir bei ProKromfohrländer auch reinrassige Hunde. Damit haben wir die Kontrolle über deren Herkunft, die gesundheitliche Situation und die genetischen Voraussetzungen. Als derzeit einziger Kromfohrländer-Zuchtverein arbeiten wir mit dem Genlabor Feragen in Österreich zusammen. Dort können wir die genetische Verwandtschaft zweier Tiere sehr genau überprüfen und somit verantwortungsvolle Verpaarungen auch mit reinrassigen Hunden ermöglichen (mehr dazu HIER). Unser früheres Genlabor MyDogDNA (inzwischen Wisdom Panel) bietet diese Möglichkeit nicht mehr an. Der Anteil der bei uns geborenen reinrassigen Welpen liegt aktuell bei 28,8 % (Stand 2024).
Bei Suche nach einer geeigneten Fremdrasse zum Einkreuzen lag ein großer Schwerpunkt auf Gesundheit, Langlebigkeit und einem ausgeglichenen Wesen. Größe, Körperbau und Proportionen sollten ähnlich sein, wobei sich das äußere Erscheinungsbild züchterisch relativ leicht beeinflussen lässt, daher liegt hier nicht das Hauptaugenmerk. Der dänisch-schwedische Hofhund (Dansk-Svensk Gårdshund) bringt all diese Eigenschaften mit sich. Er ist ein kleiner, robuster gescheckter Hofhund mit hoher Lebenserwartung. Er wird mehr auf Gebrauchsfähigkeit, Sportlichkeit und Unkompliziertheit als auf Schönheit gezüchtet. Das hat dazu beigetragen, dass bisher wenig gesundheitliche Probleme in dieser Rasse auftreten. Um das Risiko zu minimieren, dass durch das Einkreuzen einer anderen Rasse neue Erkrankungen in die Population gelangen, wird jeder in der Zucht eingesetzte Hund einer DNA-Analyse unterzogen (früher MyDogDNA, inzwischen Feragen in Österreich), ebenso alle bei ProKromfohrländer geborenen Welpen.
Der Dansk-Svensk Gårdshund ist als junge Landrasse mit einer großen Genvarianz ausgestattet, denn es sind zahlreiche Gründertiere in die Population eingegangen. Zudem ist er verwandtschaftlich weiter von unseren Kromfohrländern entfernt als so mancher Mischling, ohne jedoch unerwünschte Eigenschaften wie etwa einen ausgeprägten Jagdtrieb in die Population einzubringen. Die genetische Vielfalt liegt bei ihm ähnlich wie bei Mischlingen in einem Bereich von teilweise deutlich über 40%. Anders als bei Mischlingen liegen jedoch beim Danski umfangreiche Gesundheits- und Stammbaumdaten vor. Somit besteht ein hoher Kenntnisstand über die allgemeine Gesundheitslage dieser Rasse.
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist das Wesen des Danskis. Er gehört nicht zu der Gruppe der Terrier, sondern ist in der FCI-Gruppe 2, Sektion 1 den Pinschern zugeordnet. Im Wesen ausgeglichen gilt er als sehr freundlich gegenüber Hunden, Kindern und Menschen im Allgemeinen. So trägt er dazu bei, dass der häufig nervöse und sensible Kromfohrländer mehr an Stabilität und Sicherheit gewinnt.
Als Hofhund neigt er dazu, Mäusen und Ratten nachzustellen, was nicht selten in intensivem Buddeln mündet. Dieses Verhalten findet man bei vielen Hunden, auch bei unseren Kromfohrländern. Dennoch wird diese Verhaltensweise bei den Einkreuznachkommen im Auge behalten. Wie der Kromfohrländer hat auch der Danski wenig Jagdtrieb. Das ist sehr entscheidend, weil Wesensmerkmale zuchttechnisch weniger leicht beeinflussbar sind als Merkmale des Erscheinungsbildes. Hier ähnelt der Danski häufig einem glatt-kurzhaarigen Kromfohrländer, nur dass er ein wenig kleiner und meist kräftiger ist.
Mit der glatt-kurzhaarigen Haarvariante des Danskis, die beim Kromfohrländer ebenfalls vorkommt, wird nichts Neues in die Rasse eingebracht. Da sich die raue Haarqualität gegenüber dem Glatthaar dominant verhält, sind bei der Einkreuzung eines Danskis mit einem reinerbig rauen Kromfohrländer alle Nachkommen ebenfalls rauhaarig. Die Kombination mit einem glatt-langhaarigen Hund ergibt in der ersten Generation fast immer kurzhaarige Nachkommen, die aber ihrerseits wieder langes Fell vererben können. Nur sehr vereinzelte Danskis tragen ein Langhaargen und können dies also auch weitergeben, so geschehen bei unserem G-Wurf (2022).
Im Einkreuzungsprojekt von ProKromfohrländer e.V. wird also ein Kromfohrländer mit einem Dansk-Svensk Gårdshund verpaart. Die Nachkommen (F1-Generation) erzielen wiederum in fortlaufender Rückkreuzung unter entsprechender Auslese mit reinrassigen Kromfohrländern Nachwuchs (F2, F3, …). Aus den Folgegenerationen werden geeignete Hunde ausgewählt, die aus homogenen Würfen im Wesen und Aussehen dem Kromfohrländer wieder gleichen. Diese Hunde werden dann der Kromfohrländerzucht als Zuchttiere zugeführt und können damit ebenso in der Rein- wie der Projektzucht eingesetzt werden.
Naturgemäß steigt der Anteil der Kromfohrländer-ähnlichen unter den Projekthunden von Generation zu Generation. Aber bereits unter den F1-Hunden finden sich je nach Verpaarung Vertreter, die sich optisch nur sehr wenig vom reinrassigen Kromfohrländer unterscheiden, in der F2-Generation häufig bereits gar nicht mehr. Durch das erhöhte Maß an genetischer Vielfalt haben sie jedoch eine erheblich bessere Chance auf Gesundheit, Robustheit und Vitalität, was Gesundheitsumfragen bestätigen. Sie sind im Wesen durchschnittlich ausgeglichener und weniger übersensibel. Diese Eigenschaften lässt sie auch bei den Welpenkäufern immer beliebter werden, nicht wenige ziehen sie dem reinrassigen Kromfohrländer vor.
Alle Projekthunde werden im Alter von einem Jahr bei einer Sichtung einer unabhängigen Zuchtrichterin vorgestellt. Auf diese Weise kontrolliert der Verein den Verlauf des Projektes und kann mit seiner Verpaarungsstrategie stets auf Zuchtergebnisse reagieren und Anpassungen vornehmen.
Durch die obligatorische DNA-Analyse aller in der Zucht eingesetzten sowie im Verein geborenen Hunde haben wir einen genauen Überblick über die genetische Vielfalt der einzelnen Tiere. Damit ist jener Anteil der genetischen Merkmale gemeint, der bei einem Individuum heterozygot (mischerbig) vorhanden ist und ihm damit eine größere Auswahl an "Werkzeugen" mitgibt, um mit verschiedenen Umweltsituationen zurechtzukommen. Dies sind die durchschnittlichen Werte (Stand 2023):
Reinrassige Kromfohrländer: | 26,0 % |
Projektkromfohrländer F1: | 43,8 % |
Projektkromfohrländer F2: | 34,6 % |
Projektkromfohrländer F3: | 31,1 % |
Projektkromfohrländer F4: | 29,0 % |
Leicht zu sehen und nachvollziehbar nimmt der Wert von Generation zu Generation wieder ab. Darum werden auch in Zukunft fortlaufend Dansk-Svensk Gårdshunde sowie ggf. langfristig Hunde anderer Fremdrassen in die Population eingebracht, um der genetischen Verarmung weiter entgegenzuwirken. In finnischen Kromfohrländer-Zuchtverein "Suomen Kromfohrländer RY" wird ebenfalls ein Einkreuzprojekt durchgeführt, dort ist es anders als bei uns unter dem Dachverband FCI (Fédération Cynologique Internationle) möglich. Bei der Fremdrasse fiel die Wahl auf Parson Russell Terrier, Pudel und Tibetterrier. Auch aus dem finnischen Projekt können wir Rückschlüsse für unsere eigene Vorgehensweise ziehen. Ebenso wie in Finnland hat sich ProKromfohrländer e.V. bewusst für Hunde einer definierten Rasse zum Einkreuzen entschieden. Dadurch hat man in hohem Maße Kenntnis über die gesundheitliche Situation innerhalb der Rasse sowie einzelner Linien. Mischlinge unbekannter Herkunft können zudem epigenetischen Einflüssen ausgesetzt sein, die schwer kalkulierbar sind und in kontrollierten Zuchtstätten, aus denen Rassehunde stammen, seltener auftreten dürften. Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur widmet diesem Thema in ihrem Buch "Rassehundezucht - Genetik für Züchter und Halter" ein ausführliches Kapitel.
Selbstverständlich gibt es auch innerhalb eines Einkreuzprojektes keine Garantie für gesunde Hunde, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten erblich bedingter Erkrankungen durch die genetische Auffrischung explizit sinken wird.
Vereinzelt wird argumentiert, dass durch das Einkreuzen einer anderen Rasse neue Erkrankungen in die Population gelangen. Um dieses Risiko zu minimieren, wird wie oben geschildert jeder in der Zucht eingesetzte Hund einer DNA-Analyse unterzogen, ebenso alle bei ProKromfohrländer geborenen Welpen.
Leider sind (noch) nicht alle Erkrankungen genetisch identifizierbar. Das Auftreten von Epilepsie, Autoimmunerkrankungen und weiteren Leiden können wir bislang nur durch Beobachtung der einzelnen Linien und sorgfältige Auswahl der Zuchttiere eindämmen. Viele dieser Krankheiten, besonders die Autoimmunerkrankungen, treten multifaktoriell auf, das heißt, die Auslöser können genetischer, umwelt- und ernährungsbedingter Natur oder die Folge weiterer, nicht immer eindeutiger Umstände sein. Klarheit besteht aber darüber, dass zu wenig genetische Vielfalt ein erhöhtes Auftreten solcher Befunde mit sich bringt.
Einkreuzhunde aller F-Generationen unterziehen sich neben den üblichen Gesundheitsuntersuchungen (DNA-Test, Blutbild, Urintest, ...) einer Röntgenuntersuchung auf Hüftdysplasie, diese taucht bei vielen Fremdrassen auf, so auch vereinzelt bei den Danskis. Das Auswerten dieser Röntgenaufnahmen geschieht zentral in einer darauf spezialisierten Praxis. Natürlich setzen wir nur Danskis ein, die ihrerseits frei von HD sind, aber da der Erbgang recht komplex ist, gehen wir kein Risiko ein und untersuchen alle Projekthunde, auch wenn sie nicht in die Zucht gehen. Die Welpenkäufer zahlen bei Abnahme eine "Kaution", die sie zurückbekommen, wenn sie ihre Hunde haben untersuchen lassen.
Das Einkreuzen bei ProKromfohrländer versteht sich nicht als einmaliges Projekt, dessen Ergebnis genetisch vielfältigere Hunde sind, die der Rassepopulation zugefügt werden. Es hat sich gezeigt, dass es kaum zu einem Austausch mit dem Ursprungsverein kommen wird, denn dort hält man strikt an der Reinrassigkeit der Hunde fest. Nein, es ist vielmehr eine kontinuierliche Zuchtstrategie. Auch in Zukunft werden immer wieder Dansk-Svensk Gårdshunde in unsere Population eingebracht, vielleicht auch eines Tages eine andere Rasse, sollte sie sich als ähnlich geeignet erweisen wie der Danski.